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Abstecher in die alte Hansekontorstadt Bergen

Bergen

Die Hansekontorstadt Bergen
Foto: Reinhard Pantke

Für mich gleicht die Umgebung der alten Hansekontorstadt Bergen einem „Schweizer Käse“, bei dem die Löcher kilometerlange, stark befahrene Tunnel sind, die für Radfahrer wegen der Abgase leider gesperrt sind. So steige ich notgedrungen 70 km vor Bergen in einen Regionalzug um, der mich mitten ins Herzen der zweitgrößten Stadt Norwegens bringt.

Bergen im Wandel der Zeit

Die heute ca. 250.000 Einwohner zählende Stadt war und ist wohl schon immer der internationalste Ort Norwegens gewesen. In früheren Zeiten bedingt durch den Handel mit der deutschen Hanse, die ihr Salz, Malz, Getreide und Bier gegen den begehrten norwegischen Trockenfisch aus dem hohen Norden Norwegens sowie Felle, Wolle und Häute tauschten. In der heutigen Zeit ist Bergen so international wegen der vielen Touristen, die nicht nur die Stadt besichtigen, sondern hier zum Beispiel auch die Seefahrt mit den legendären Hurtigruten beginnen, die seit 120 Jahren auf ihrer über 2.500 km langen Fahrt nach Kirkenes an der Grenze zu Russland fährt.

Vom Reichtum längst vergangener Zeiten künden die hölzernen Speicherhäuser der „Bryggen“, dem mittelalterlichen Wahrzeichen der Stadt, das auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO zu finden ist. Da die krummen, reichverzierten, bunten Holzhäuser einst der Sitz vieler deutscher Kaufleute waren, nannte man diese kleine Speicherstadt einst „Tyske Bryggen“, also in etwa „deutscher Lagerplatz“. Der Zusatz verschwand verständlicherweise nach dem 2. Weltkrieg aus dem Namen. Ein Gang durch das Gewirr der dunklen Gassen ist ein absolutes Muss.

Bergen

Krustentiere auf dem Fischmarkt in Bergen
Foto: Reinhard Pantke

Der Fischmarkt

Der berühmteste Markt Norwegens liegt nur ein paar Schritte entfernt von Bryggen und ist mit Ausnahme der Sonntage täglich zu bewundern. Er bietet nicht nur z.B. Lachs, Dorsch oder die gigantischen Königskrabben, sondern auch die Chance mal norwegische Spezialitäten wie Elch- oder Rentiersalami zu kaufen und die leckersten Erdbeeren und Himbeeren der Welt zu verköstigen! Kein Wunder, dass viele Früchte so süß schmecken, wo hat man sonst bis zu 18 Stunden Sonne am Tag?

Wer Fisch in größeren Mengen kaufen möchte, sollte sein Glück allerdings besser in den angrenzenden Seitenstrassen versuchen, da man die Preise auf dem Fischmarkt etwas „touristisch nach oben“ angespasst hat. Mit der Standseilbahn kann man vom Zentrum auf den ca. 320 m hohen Berg Floien fahren und von dort die wunderbare Aussicht über die Stadt genießen.

Neben all diesen Attraktionen, die im Sommmmer stark frequentiert sind, findet man in den wunderhübschen, engen, kopfsteingepflasterten Gassen der älteren Stadtteile, die man unbedingt erforschen sollte, etwas Ruhe. Denn dorthin verirren sich Touristenhorden viel seltener …. Außerdem lohnt es sich, die behaglichen, schrulligen Holzhäuser, die in allen Farben leuchten, zu bewundern.

Auch wenn man in norwegischen Witzen gern darüber spottet, dass die Bergenser Kinder bereits mit Regenschirm und Regenjacke zur Welt kommen und 250 Regentage eine eindeutig feuchte Statistik sind, spannt sich tagelang wolkenloser Himmel über mir!

Auf der Strecke Myrdal-Flam Foto: Reinhard Pantke

Auf der Strecke Myrdal-Flam
Foto: Reinhard Pantke

Auch die Umgebung von Bergen hat viel zu bieten …

Wer nicht so viel Zeit hat wie der Autor und einen kleinen Einblick in die gigantische Fjordwelt bekommen möchte, sollte über den Tagesausflug „Norwegen in der Nussschale“ nachdenken: Per Zug geht es nach Myrdal, wo man in die spektakuläre Flambanan umsteigt, die auf dem Weg zum Fjord und Dorf Flam auf einer Strecke von nur 20 km einen Höhenunterschied von über 1.000 Höhenmetern überwindet! Danach schippert man gemütlich durch den von dramatischen Bergen eingerahmten Fjord nach Gudvangen, vorbei an wilden Wasserfällen und traumhaft gelegenen Dörfern. Von dort geht die Fahrt am selben Tag mit Bus und Zug zurück nach Bergen.

Doch auf mich wartet nun per Pedalpower das Fjordland mit seinen unzähligen Höhenmetern zwischen Fjorden und Fjells.

Text und Fotos: Reinhard Pantke

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Ãœber den Autor

Reinhard Pantke

Der Globetrotter Reinhard Pantke (Jahrgang 67) erlebt seine Reiseziele grundsätzlich nur mit Fahrrad und Rucksack. Neben Fahrradtouren durch Norwegen (17x), Schweden, Island (3x), Schottland, England, Neuseeland (3x) und einigen Südseeinseln und den Kanaren war er auch in Kanada und Alaska unterwegs. Im Verlauf dieser Touren legte er in den letzten Jahren insgesamt 160.000 km per Fahrrad zurück.
Neben Artikeln in regionalen und überregionalen Zeitungen und Magazinen, Kalendern, Buchbeiträgen und Austellungen ist Reinhard Pantke auch Autor verschiedener Bildbände über Norwegen und Kanada. Im Jahr 2009 hatte der Abenteuerer bereits Kanada von Westen nach Osten durchquert. Seine große Leidenschaft ist Skandinavien, aktuell tourt er 3 Monate durch Schweden und Norwegen.

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